Den Geschichten von deutschen und österreichischen Hitlerflüchtlingen in Südamerika hat Fritz Kalmar zugehört und sie zu einem Panorama von kuriosen, humoristischen und wehmütigen 'Heimwehgeschichten' zusammengesetzt. Sie handeln nicht nur von gescheiterten Lebensplänen im Exil, etwa von Herrn Blatt in Montevideo, seiner Braut Paula in Köln und einer ganz privaten, tragikomischen Arisierung. Auch von den unerfüllbaren Sehnsüchten in der Fremde erzählen sie, etwa in der Geschichte des 'Austrospinners', der auf der Hacienda A.E.I.O.U. im bolivianischen Hochland bei Cochabamba sitzt und zeitlebens auf den Besuch des Kaisers oder eines kaiserlichen Familienmitglieds wartet. Vor allem spiegeln Kalmars Erzählungen Strategien des Überlebens wie jene des Reinhold Specht, der im peruanischen Exil kaum mehr Spanisch erlernt als die Phrase 'Ay, caramba', aber nach der Rückkehr gerade mit diesem kleinen Sprachvorrat bei den Kegelbrüdern in Ernsbach/Württemberg zum Helden avanciert. Fritz Kalmar, nach eigenen Worten selbst 'geübter Heimwehträger', erzählt in seinem Buch von dem, was Exil bedeuten kann: von Beheimatung in der Fremde und imaginierter Heimkehr, von 'übersetzten' Gefühlen und Sprachlosigkeit, von exotischen Zwischenwelten und Praterwiesen am Rio de la Plata, mit einem Wort davon, dass 'zwei halbe Heimaten' nie eine ganze werden.